Meine zweite Karriere: weibliche Führungskraft in einer männerdominierten Branche

Berndorf Bäderbau bei Theiner's Garten

Von L’Oréal Paris zu Nike und dann als weibliche Führungskraft in die österreichische Metallindustrie – Userin Karen Fanto erzählt über Herausforderungen auf ihrem Weg und wie es überhaupt dazu kam.

Das Studium

Nach meinem auf der WU Wien absolvierten Studium der Betriebswirtschaftslehre habe ich es – nach einem einjährigen Aufnahmeverfahren – an die HEC (École des hautes études commerciales de Paris) in Frankreich, eine der weltweit führenden Management-Universitäten, geschafft.

Am Ende der Prüfungen stand ein Solo-Fallschirmabsprung, um die absolute Bereitschaft und den Willen zu zeigen, dieses Elite Programm bewältigen zu wollen.

Gerade als ich soweit war zu sagen „Es reicht!“, kam der entscheidende Anruf. „Sie haben einen der drei reservierten Plätze für europäische Studenten bekommen. Dürfen wir Sie im September willkommen heißen?“.

Der Master in „Entrepreneurship“ war sehr fordernd und lehrreich. In Dreier-Teams wurde an realen Fällen – von der Konkursabwicklung, Unternehmensschließung über die Unternehmensgründung, Unternehmensberatung bis zu M&A (Mergers & Acquisitions) – gearbeitet. Eine Jury entschied am Ende über die Performance.

Die Finanzierung meines Studiums übernahm ich selbst, indem ich während der gesamten Zeit gearbeitet und mir das notwendige Budget verdient habe.

Der Einstieg in die Arbeitswelt

Nach dem mit Auszeichnung bestandenen Masterabschluss war L‘Oréal mein Wunsch-Arbeitgeber. Nach einer Bewerbung erhielt ich die Position der Junior Produktmanagerin und nach neun Monaten übernahm ich die Leitung einer Abteilung und damit meine erste Führungsposition.

Damals übernahm ich auch den digital Lead, also die Einführung des Internet- und Webauftritts für L‘Oréal Paris in der Region. Diese Affinität zu neuen Technologien, sozialen Medien und Herausforderungen zieht sich durch meine gesamte Laufbahn.

Der Wechsel zum Sportartikel-Hersteller

Da ich mich zum damaligen Zeitpunkt bei L‘Oréal nicht weiterentwickeln konnte und ich die amerikanische Arbeitsweise kennenlernen wollte, ging es für mich weiter zu Nike.

Ich begann meine Karriere bei Nike mit der Leitung des Marketings und Category Managements für Österreich und drei weitere Länder. Die größten Erfolge waren die Führung Nikes als Team zur Nummer Eins im Fußball und die erfolgreiche Einführung der Kategorien „Outdoor“, „Lifestyle“ sowie „women’s“.

Sabbatical & Babypause

Das erste Mal habe ich 2004, in der Mitte meiner Zeit bei Nike, alles auf den Kopf gestellt und bin mit meinem heutigen Mann auf Weltreise gegangen. Ich habe dafür bei Nike als eine der ersten Mitarbeiter ein Sabbatical bekommen.

Die Weltreise war eine wunderbare Erfahrung, während das Zurückkehren in die „alte“ Berufswelt eine Herausforderung war. Doch dies war ich allen KollegInnen schuldig, die in Zukunft ein Sabbatical machen wollten. Nicht-zurückkehren war somit für mich keine Option – wenn auch sehr verlockend.

Relativ schnell lebte ich mich im 60 bis 70 Stunden Wochenrhythmus wieder ein und übernahm ein paar Jahre später, nach der Geburt meiner Tochter, eine neue Herausforderung bei Nike: die strategische Planung und das strategische Projektmanagement im Sales Bereich.

Als Nike dann entschied, zur Zentralisierung überzugehen, nahm ich das entsprechende Jobangebot nicht an, sondern folgte meinem Traum, meine Erfahrung in einem österreichischen Unternehmen einzusetzen.

Die neue Herausforderung „Metallindustrie“

Die Werte meines künftigen Unternehmens waren mir sehr wichtig, so kam ich zu Berndorf Bäderbau. Das war 2013. Vom Sportartikler zum Metallbauunternehmen. Vom Konzern in den Mittelstand. Von einem erfolgreichen Unternehmen mit „double digit growth“ (zweistelligen Wachstumszahlen) in ein Unternehmen, welches dringend große Veränderungen brauchte.

Durch meine strategischen Erfolge bei Nike wurde ich in Folge zum Chief Strategy Officer von Berndorf Bäderbau berufen. Nach eineinhalb Jahren war das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs.

In dieser Zeit baute ich gemeinsam mit den Gründerinnen Dr. Dagmar Zuchi und Prof. Martina Huemann das Netzwerk „enable2change“ auf, welches die Entwicklung von Organisationen unterstützt und dabei hilft, Strategien umzusetzen.

Beim Bäderbau ging es weiter mit dem Aufbau der Business Unit Hotel International, ein Bereich, der noch keine guten Zahlen schrieb. Nach wiederum eineinhalb Jahren war der „turn around“ geschafft. Seit Anfang diesen Jahres habe ich eine weitere Business Unit dazu bekommen. Gemeinsam mit der nunmehrigen Aufsichtsratsvorsitzenden, Sonja Zimmermann, und Karin Moser, Vice President HR bei Berndorf Band, gründete ich vor zwei Jahren das „women’s-network“ für Frauen in Führungspositionen bei Berndorf. Ziel des Netzwerks ist es, weibliche Führungskräfte in Berndorf zu vernetzen sowie Berndorf für Frauen attraktiv zu machen.

Die Umstellung, in die männerdominierte Industrie zu gehen, war herausfordernd. Ich erinnere mich an Meetings, in denen ich erfahrene Techniker erst überzeugen musste, um Ernst genommen zu werden. Auch als ich mit Produktinnovationen kam, brauchte es einen langen Atem, diese durchzusetzen.

Nach nunmehr sieben Jahren in der Industrie genieße ich als eine der wenigen weiblichen Führungskräfte nicht nur bei den MitarbeiterInnen in der Produktion sondern im gesamten Unternehmen eine sehr hohe Wertschätzung, was mich mit großer Freude erfüllt.


Mag. Karen Fanto M.S. lebt mit ihrer Familie im südlichen Niederösterreich. Sie ist bei Berndorf Bäderbau Geschäftsbereichsleiterin für Hotel- & Privatkunden. In ihrer Freizeit agiert sie als Expertin für Veränderungsprozesse bei enable2change und liebt Aktivitäten in der Natur wie Mountainbiken oder Kajaken.


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