Was nicht zieht: Eigentliche Stärken als Schwächen zu verkaufen, um sich besonders positiv darzustellen.
Die Frage nach der größten Schwäche ist eine von den gefürchteten. Damit möchte der Personaler herausfinden, ob der Bewerber oder die Bewerberin für die ausgeschriebene Position der richtige Kandidat oder die richtige Kandidatin ist. Die Antwort gebe neben den fachlichen Fähigkeiten auch Aufschluss über die Persönlichkeit, sagt Christian Umbs, Managing Director bei Robert Half.
Viele Bewerber antworteten mit Floskeln – laut Umbs keine gute Idee. Solche Floskeln seien beispielsweise „Ich bin Perfektionist“, „Ich bin zu detailverliebt“ oder „Ich arbeite zu hart“. Solche Sätze würden Personaler häufig hören, damit zu punkten sei schwer. Es sei denn, der Bewerber ist tatsächlich Perfektionist und kann das mit guten Beispielen belegen.
Was ebenfalls nicht ziehe: eigentliche Stärken als Schwächen zu verkaufen, um sich besonders positiv darzustellen. Besser sei es, ehrlich zu bleiben. „Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Das wissen auch Personaler“, sagt Umbs.
Was sind meine Schwächen?
Wie vermeidet man nun die Foskelfalle? Dazu sei eine gute Vorbereitung notwendig, sagt der Experte. Eine Stärken-Schwächen-Analyse helfe dabei, sich die eigenen Potenziale vor Augen zu führen.
Die eigenen Schwächen für das Vorstellungsgespräch zu identifizieren ist nicht ganz leicht. Zunächst helfe es, alles zu notieren, was einem zu sich selbst einfällt. Dazu gehören auch Dinge, die der Chef oder die Kollegen sagen. Folgende Fragen geben Orientierung:
- Mit welchen Teilen meiner Arbeit bin ich unzufrieden?
- Wofür wurde ich von meinen bisherigen Vorgesetzten kritisiert?
- Welche Arbeiten fallen mir besonders schwer?
- Gibt es Tätigkeiten, die ich regelmäßig aufschiebe? Was ist der Grund dafür?
- Wie läuft die Zusammenarbeit mit meinen Vorgesetzten und Kollegen?
So könne man feststellen, welche persönlichen Schwächen einen Bezug zu der ausgeschriebenen Stelle haben.
Schwächen ruhig ehrlich zeigen
Antworten könne man ruhig ehrlich und selbstkritisch, sagt Umbs. Direkt im Anschluss solle man jedoch darauf eingehen, wie man sein „Manko“ ausgleicht. Gut sei, sich eine ehrliche und sinnvolle Antwort zu überlegen, die mit der Schwäche beginnt und mit einem „Aber“ die Stärke oder Lösung gleich mitliefert. So werde dem Interviewer signalisiert, dass man aufrichtig ist, sich selbst gut einschätzen kann und sich stetig weiterentwickeln möchte, sagt Umbs.
Er gibt Beispiele für überzeugende Antworten auf die Frage nach Schwächen:
- „Ich kann schlecht Nein sagen und anderen etwas abschlagen, aber bei Angelegenheiten, die die Firma betreffen, habe ich gelernt, hart zu bleiben, denn das betrifft ja nicht nur mich.“
- „Ich halte mich ungern an Vorgaben, aber dafür kommen mir dann vollkommen neue Ideen und kreative Lösungen.“
- „Ich bin regional unflexibel, aber dafür bin ich lokal hervorragend vernetzt und kenne meine Region ausgezeichnet.“
- „Ich kann gelegentlich ein Dickkopf sein, aber das verleiht mir allerdings auch die Fähigkeit, einer Sache beharrlich nachzugehen.“
- „Vor Vorträgen bin ich immer ziemlich nervös, aber ich bereite mich daher immer sehr gut vor, denn so bekomme ich die notwendige Sicherheit. Zudem übe ich mit Kollegen im Vier-Augen-Gespräch.“
- „Beim Schreiben von E-Mails brauche ich oft länger, um die passenden Worte zu finden, aber im persönlichen Kontakt kann ich mich dafür auf den Punkt ausdrücken. Das hinterlässt einen guten Eindruck bei Kunden.“
Mit Stärken trumpfen
Alle Fragen sollten also möglichst ehrlich beantwortet werden, auch die nach der größten Schwäche. Am besten sei, der Bewerber hält sich knapp und lässt seine Schwächen Schwächen sein. Besser sei es, sich darauf zu konzentrieren, seine Stärken richtig in Szene zu setzen. Trotzdem sei das Vorstellungsgespräch nicht nur eine Bühne für Selbstdarstellung.
Was außerdem wichtig ist: geeignete Rückfragen zur ausgeschriebenen Stelle und Position an den Personaler stellen. Das helfe dabei abzuwägen, welcher Job optimal passt. (red, 5.4.2019)
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