Von der Mama zur Kleinunternehmerin mit Vision

Gewichtstiere

Für meinen besonderen Sohn habe ich Gewichtstiere entwickelt und möchte mit dem Projekt einen sozialen Fußabdruck hinterlassen.

Ich bin Mama von zwei wunderbaren Söhnen. Mein jüngerer Sohn kam 2009 auf die Welt. Schon bald war für mich deutlich, dass in seiner Entwicklung vieles anders verläuft. Im Alter von vier Jahren bekam er die Diagnose Autismus.

Natürlich ist es oft auch schwierig unser Kind mit besonderen Bedürfnissen zu begleiten, aber es ist vor allem eine Bereicherung. Es sind die vielen schönen Dinge, die ich mit unseren Kindern erlebe, die mich beflügeln, inspirieren und mir Kraft geben, meine Vision zu leben.

Die Geburt der Gewichtstiere

Wir haben versucht unseren Sohn bestmöglich zu unterstützen und zu fördern. Bei der sensorischen Integrationstherapie wurde ich mit der Wichtigkeit der Förderung der Tiefenwahrnehmung und der Sinne konfrontiert. Auf Anraten unserer Therapeutin machte ich mich auf die Suche nach schweren weichen Gegenständen. Ich fand nichts Passendes, also nähte ich meinem Sohn selbst ein Stofftier und füllte es mit Quarzsand. Das war die Geburt meines ersten Gewichtstieres. So ist, aus der Not heraus, die Idee meiner Gewichtstiere entstanden.

Schildkröte Alexa von elja
Schildkröte Alexa auf dem Rücken
Foto: Elisa Wegl
Der Quarzsand für die Gewichtstiere Elja
Foto: Elisa Mohideen Pictures

Anfangs habe ich sie nur für uns genäht, noch ganz einfach und schlicht. Ich habe sie damals unserer Therapeutin gezeigt und sie war begeistert.

Schon bald wollte sie auch Gewichtstiere für Ihre Praxis. Das war eine tolle Zeit, in der wir ein feines Tauschgeschäft hatten: Gewichtstiere gegen Therapiestunden. Von der Krankenkasse bekamen wir dafür keinen Zuschuss, umso erfreulicher war es für mich, dass ich die Kosten (130 Euro pro Woche) mit meinen Gewichtstieren teilweise finanzieren konnte.

Wie es zu meiner Geschäftsidee kam

Schon bald hat mich die Therapeutin meines Sohnes ermutigt, auch für andere zu nähen, da bei vielen Kindern – mit und ohne Beeinträchtigung – großer Bedarf besteht und das Spüren der schweren Tiere die kindliche Entwicklung unterstützt und positiv beeinflusst.

Als unser Kindergarten über meine Gewichtstiere erfuhr, wurde ich gebeten, für sie welche zu nähen. Wie schön! Natürlich wollte ich Gewichtstiere für den Kindergarten nähen, um auch anderen Kindern eine Förderung der Tiefenwahrnehmung zu ermöglichen, unabhängig vom Budget der Eltern.

Immer mehr Eltern, PädagogInnen und TherapeutInnen interessierten sich für meine Gewichtstiere. Ich freute mich und mein Herz begann für dieses Projekt zu schlagen.

Ich erkannte das Potenzial meiner Gewichtstiere: Das Potenzial die Menschen, die sie spüren, zu unterstützen, das Potenzial, Freude zu bereiten, das Potenzial, meinen Sohn damit zu fördern.

Die Selbständigkeit mit einem Sozialprojekt

Unverhofft stand ich vor einer neuen Herausforderung: Soll ich den Schritt in die Selbständigkeit wagen? Soll ich meinen Teilzeitjob aufgeben oder nebenberuflich durchstarten? Wie soll das funktionieren? Viele Fragen beschäftigten mich.

Ich habe mich entschieden ein nebenberufliches Gewerbe anzumelden. Es folgten Kreativmärkte, Autismustagungen und pädagogische Fachtagungen.

Meine Vision nahm Formen an. Ich wollte weiter machen und etwas bewegen, meine Gewichtstiere sollten – direkt oder indirekt – Menschen, die Hilfe brauchen, unterstützen.

Ein Sozialprojekt entstand. Ich richtete mir eine Nähstube ein und immer mehr Gewichtstiere wurden bei mir bestellt. Meine Kunden und Kundinnen mussten sich oft mit monatelangen Wartezeiten anfreunden – meine Vision wurde genährt und meine Aufgabe wurde immer größer. Um alles zu bewältigen, habe ich zwei Mitarbeiterinnen für ein paar Stunden gesucht und gefunden.

2019 war das Jahr der Hausaufgaben

Letztes Jahr, musste ich einige Hausaufgaben erledigen. Zunächst musste ich einen neuen Markennamen finden. Der neue Name sollte kurz, prägnant, einfach zu merken und vor allem aussagekräftig sein. Es dauerte Monate und Monate. Ich habe Brainstormings mit Freunden organisiert, diverse Silbenkombinationen kreiert, jede Idee aufgeschrieben. Phasenweise war ich schon am Verzweifeln, denn kein Name passte.

Eines Morgens ging ich dann an einer Silbenkombination vorbei und hielt inne: Da stand „OJA“ . Als ich das las, wusste ich: „Ich möchte ein JA in meinem neuen Namen haben.“

Sag JA!

„Sag JA zu dem, wer du bist, wie du bist und was du bist.“ Diese Botschaft ist mir ausgesprochen wichtig. Da mein Sohn besondere Bedürfnisse hat, weiß ich, wie wichtig es ist, dies jedem Menschen zu vermitteln.

JA – die erste Silbe war gefunden. In jedem Tier steckt auch ein bisschen Kraft von mir. So entstand elja ®, wobei sich das „el“ von Elisa ableitet.

Schildkröte Fredi auf dem Schoss
Schildkröte Fredi auf dem Schoss
Foto: Elisa Wegl

Kaum war die Hürde der Markennamenfindung und -patentierung geschafft, stand ich vor der nächsten Herausforderung:

Ich nähe meine Tiere mit ganz viel Sorgfalt, wähle gute Stoffe und wasche sie vor der Verarbeitung, alles mit höchstem Qualitätsanspruch. Das sollte genügen, oder? Nein es genügt nicht, erfuhr ich. Es gibt Normen, Spielzeugnormen!

Puh, was für eine Herausforderung. Als ich mich näher mit der Spielzeugverordnung beschäftigte, fühlte ich mich ohnmächtig. Die Vorgaben für Kleinunternehmer und Kleinunternehmerinnen sind die Gleichen wie für eine große Fabrik. Eine Zeit lang war ich fast in einem Schockzustand, voller Angst, dass ich alles, was ich bisher aufgebaut habe, all meine Visionen, mein Herzensprojekt, verliere.

Ich atmete tief durch und begann langsam mich mit der Materie zu beschäftigen, trat dem Verein „Wir machen Spielzeug e.V.“ bei, studierte die Normen und Richtlinien und machte ein Seminar. Als ich das erste Tier zertifizieren konnte, war ich zu Tränen gerührt. Es war überwältigend: Ich habe den ersten Schritt dieser großen Hürde geschafft.

Es liegt noch viel vor mir, aber ich bin so dankbar, glücklich und auch ein wenig stolz, welche Hürden ich bisher schon meistern konnte. Mein Herzens- und Sozialprojekt lebt und entwickelt sich weiter, sodass der soziale Gedanke immer ein Teil davon sein kann. Ein Special-Needs-Rabatt ist der nächste Wunsch für meine „besonderen“ Kunden.


Elisa Wegl ist Bankangstellte in Teilzeit, selbständige Unternehmerin und Erfinderin der elja® Gewichtstiere. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen im Tullnerfeld. Unter www.elja.at findet man alle Details zu den Gewichtstieren.


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