Tipps für ein kreatives Bewerbungsvideo

Bewerbungsvideo tipps

In dem Artikel teilt Jubin Honarfar, Co-Founder und CEO der whatchado Karriereplattform, die wichtigsten Tipps für ein kreatives Bewerbungsvideo.

„Soon the majority of content we consume will be video.“ Diesen Satz hat Facebook-CEO Mark Zuckerberg 2016 im Rahmen des World Mobile Kongresses getätigt. Und er sollte recht behalten. Laut einer Studie von Cisco sollen Videos bis zu 80 Prozent des weltweiten Datenverkehrs ausmachen. 

Wenn wir unser eigenes Nutzerverhalten ansehen, dann sollte uns diese Zahl nicht überraschen. Insbesondere in Zeiten von Covid-19 nicht mehr. Abends auf der Couch ist die Frage nicht mehr, ob man sich Tatort oder das Traumschiff ansehen möchte, sondern, ob man eine Serie auf Netflix, Amazon Prime oder Disney+ ansehen möchte. 

Wenn man einen Blick auf den eigenen Feed in den gängigen Social Media Kanälen wirft, dann merkt man, dass der größte Teil Artikel mit Videos sind. So verhält es sich prinzipiell mit der am schnellsten wachsenden Videoplattform TikTok.

Videos werden auch im Recruiting immer relevanter

Ein Bereich unseres Lebens war jedoch davon bis dato nicht so stark betroffen: die Bewerbung um einen Job. Doch der Trend in Richtung Video erreicht langsam auch das Recruiting.

Wenn man heute im Bewerbungsprozess auffallen möchte, dann sollte man sich überlegen, welche kreativen Einfälle hierbei helfen könnten, damit man sich gegenüber Mitstreiterinnen bzw. Mitstreitern durchsetzen kann. Vorausgesetzt man erfüllt die Kriterien der Stellenausschreibung. Und hier kommt die Videobewerbung ins Spiel – als Sneak Preview für HR-Verantwortlichen.

In Zeiten von Social Distancing eignet sich ein Bewerbungsvideo, um Recruitern einen guten Eindruck vermitteln zu können. Denn der zweite Schritt wäre dann ein Videointerview, wie Sie es vielleicht sogar bereits selbst erlebt haben. Aber da muss man ja zuerst hinkommen. Deshalb möchte ich Ihnen hier acht Tipps für eine kreative Videobewerbung geben. Aber Achtung: Kreativität kennt Grenzen! Denn nicht für jede Bewerbung eignet sich kreativer Content. Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob Sie sich in einer Kreativagentur bewerben, oder als Wirtschaftsprüferin bzw. Wirtschaftsprüfer bei einem Beratungsunternehmen.

1. KISS – keep it short and simple

Sie benötigen keine RED-Kamera (für alle Laien: der Ferrari unter den Kameras), um ein gutes Bewerbungsvideo zu produzieren. In den meisten Fällen reicht das eigene Smartphone aus, welches in HD produzieren kann. Wenn man nicht im Hochformat und wackeligen Händen filmen möchte, empfehle ich ein Handy-Stativ zu besorgen bzw. eine Video-Stabilizer-App runterzuladen. 

2. Länge des Bewerbungsvideo

Bei einem Bewerbungsvideo geht es nicht darum, dass man die Länge von der Herr-Der-Ringe-Trilogie topt. Im Gegenteil: in wenigen Sätzen muss man es als Akteurin oder Akteur schaffen, dem Gegenüber ein gewisses Bild zu vermitteln. Deshalb muss man sich im Vorfeld folgende Frage beantworten: was soll mein Gegenüber durch das Bewerbungsvideo über mich wissen? Je länger solch ein Video dauert, desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass die Recruiterin bzw. der Recruiter sich das Video nicht gänzlich ansieht. Machen Sie es wie bei einem Elevator Pitch und überzeug Gegenüber innerhalb der Dauer eines Aufzugaufenthalts (in der Regel 30 bis 60 Sekunden).

3. Hintergrund 

Es kann recht schnell Hoppalas geben, wenn man nicht darauf achtet, was im Hintergrund zu sehen ist. Die übergehende Spüle in der Küche, der volle Aschenbecher oder die Bierdosen vom Vorabend. Der Hintergrund kann sehr viel über die Person aussagen. Sollten man sich vor eine Bücherwand setzen, so sollte man gegebenenfalls nochmals nachschauen, welche Bücher man inszenieren möchte (vorausgesetzt es sind die eigenen gelesenen Bücher). Wenn ich mich für einen Job in einer Bank bewerbe, so ist es sinnvoll, den Hintergrund steril und transparent einzurichten. Idealerweise informiert man sich vorher, wie sich das jeweilige Unternehmen in Videos selbst präsentiert und orientiert sich daran. Dafür eignen sich beispielsweise Mitarbeitervideos von Arbeitgebern, um ein besseres Bild zu erhalten.

4. Persönlichkeit

Hier gilt dasselbe, wie bei einem Date: Verkaufen Sie sich nicht über Wert, denn es wird auf Sie zurückfallen. Ehrlichkeit und Authentizität sind die wesentlichen Faktoren, die zählen. Ein aktuell hervorragendes Beispiel sind die Videos von Doris Felber von der gleichnamigen Bäckerei. Sie hat es geschafft mit ihren Videos zur aktuellen Lage als Arbeitgeberin einen viralen Hit zu landen. Weil sie so ist, wie sie ist! Wir leben in einem Zeitalter von vorgetäuschtem Glanz und Glamour. Da tut es richtig gut, wenn wir wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren und ganz auf unsere Persönlichkeit setzen.

5. Das Bewerbungsvideo versenden

Wenn man versiert mit Kamera und Schnitt ist, dann kann man mitunter ein sehr gutes Video produzieren, welches man dann auch auf YouTube öffentlich stellen kann. Auch diesen Kanal kann man nämlich nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. 

Wesentlich ist jedoch, dass Videos nicht als Datei verschickt werden sollten, sondern als Link. Wenn man eine eigene Website hat, dann kann man den Link zur eigenen Seite verschicken, ansonsten tut es auch ein Vimeo- oder YouTube-Link, der nicht gelistet ist und nur per Directlink auffindbar ist.

Sollte man dennoch ein Videofile verschicken wollen, so macht man es mit Plattformen wie wetransfer.com und nicht per Mail, da man sonst in der Firewall stecken bleibt.

Eine weitere gute Möglichkeit ist, das Foto auf dem Lebenslauf mit einem Link zur Videobewerbung zu ersetzen. Somit hat der Recruiter die harten Fakten am Lebenslauf und ein ansprechendes Video mit eurer Persönlichkeit und Beweggründen der Bewerbung.

6. Gimbal oder die kardanische Aufhängung

Wenn man mehr Dynamik in die Aufnahme bringen möchte, dann sollte man sich unbedingt überlegen ein Gimbal zu besorgen. Ein Gimbal (kardanische Aufhängung) ist eine Vorrichtung mit Halterung für das Smartphone, welches einem erlaubt sich zu bewegen, während man sein Video produziert. Ein Motor sorgt dafür, dass das Bild stabilisiert wird, damit jegliches Ruckeln ausgeglichen wird. 

Dieses Feature könnte man beispielsweise dann einsetzen, wenn man über seine Stärken, seine Persönlichkeit bzw. Soft Skills spricht. Sollte ein Skill sein, dass man ein Teamplayer ist, dann kann man zum Beispiel über ein Fussballfeld spazieren, während man diese Stärke hervorhebt. Dafür benötigt man ein paar Schnittkenntnisse, um das Video dann auch ideal zusammenzufügen.

7. Für mehr Dramaturgie sorgen

Eine andere Möglichkeit sein Video aufzuwerten ist es, auf Shutterstock oder einer ähnlichen Plattform beispielsweise Musiklizenzen zu erwerben, um für mehr Dramaturgie im Video zu sorgen. Shutterstock bietet aber auch die Möglichkeit an, Fotos oder Videos zu erwerben, die man dann wiederum in seine Videobewerbung einbinden könnte.

Wenn man als Bewerberin bzw. Bewerber Einblicke in Hobbies gibt, könnte man diese in der Aufzählung dann mit Fotos oder Videos symbolisch darstellen (und Musik nicht vergessen). Das ist eine Alternative zu einer eigenen Aufnahme mittels eines Gimbals.

8. CutStory

CutStory wurde für Instagram Stories konzipiert, damit lange Videos zu kurzen Schnipsel verwertet werden können. Sollte man eine Bewerbung in mehrere Teile gliedern wollen, aber keine Schnittkenntnisse besitzen, dann empfehle ich die Nutzung von CutStory. Hier hat man dann auch die Möglichkeit Musik hinzufügen – nicht vergessen: die Dramaturgie des Storytellings. 


Jubin Honarfar

Jubin Honarfar ist Co-Founder und CEO von whatchado.com, der Karriereplattform für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger. Darüber hinaus spezialisiert er sich im Thema der Videobewerbung und hat 2017 gemeinsam mit Robindro Ullah das Buch „Bewerben mit Video und Videochat. Aussagekräftige Videos gestalten und im Livechat überzeugen“ veröffentlicht.


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